Per Anhalter durch meine Galaxis - Gedanken und Geschichten nicht nur von dieser Welt

"The following statement is false:
The previous statement is true.
Welcome to our corner of the universe

Anonymous
Seefra Denizen
CY 10210"
(Andromeda: The Past is Prolix)

Sonntag, 20. Januar 2013

Die pavianarschfarbene Majuskel – Teil 4: Schwere Geburt

(Worum geht's hier? Das erzählen Euch Teil 1, Teil 2 und Teil 3.)


    Weihnachten kam, Silvester ging.

    Zwischenzeitlich hatten wir eine Auftragsbestätigung mit angekündigter Leistungsausführung am 3.1.2013 erhalten.

    Für Hausnummer 12 …

    Geschwächt vom Energieverlust zogen wir ernsthaft in Betracht, das Schreiben einfach zu ignorieren und uns stattdessen ein paar schicke Urwaldtrommeln zu besorgen.
    Mit geballter Weihnachtsurlaubspower gelang es aber meinem Ehemann, ein Schreiben aufzusetzen, das den korrekten Sachverhalt, unsere bescheidenen Forderungen und ein paar gezielt-gesalzene Drohungen miteinander derart in Einklang brachte, dass wir eine Nachricht erhielten, die ein neues Datum enthielt, nur wenig später als das vorherige, an welchem nun aber wirklich echt tatsächlich endlich ein Techniker bei uns vorbei schauen sollte.
    Leider folgte dieser Nachricht keine weitere, als Bestätigung vielleicht, so mit Uhrzeit und Strafandrohung im Falle unserer Abwesenheit.
    Also wählte ich sicherheitshalber am Freitag vor dem angekündigten Datum zum – wie ich hoffte – letzten Mal – meine Lieblingsnummer.
    Man VERSICHERTE mir, der Techniker käme. Und zwar zwischen 12 und 18 Uhr …
    Es lebe das Zeitfenster! Gut dass man nichts Anderes zu tun hat, nicht wahr?
    Eine Erklärung dafür, warum wir nicht noch eine schriftliche Bestätigung erhalten hätten, konnte man mir auch nicht geben. Es sei schon in der Tat etwas verwunderlich … aber ich könne mich darauf verlassen, dass der Techniker wirklich käme, das könne er hier sehen.
    Leider vergaß ich, den netten Mitarbeiter des Konzerns mir der pavianarschfarbenen Majuskel zu fragen, wo er denn seine Kristallkugeln kauft und warten lässt …

    Der Montag kam, es wurde 12. Ich ließ das Fenster zur Straße kaum aus den Augen, da wir ja immer noch keine Klingel hatten, in Ermangelung eines Außenputzes überhaupt. Erst Putz, dann Elektriker. Klar, oder?
    Irgendwann wagte ich, den Raum zu verlassen und kam auf den Gedanken, mich dem Mobiltelefon zu nähern, das ein Stockwerk höher am einzigen – bei passender Windrichtung – empfangsbereiten Fenster lag ….

    Ganz offensichtlich hatte mich eine gewisse 0800er-nummer SECHSMAL versucht, anzurufen! Selbstverständlich erfolglos, da Mobiltelefone in unserem Haus aus bereits erwähnten Gründen höchstens beim 687. Anruf überhaupt einen hörbaren Mucks von sich geben. Lediglich die Tatsache, dass wohl jemand angerufen hat, wird auf dem Display schweigend angezeigt.
    Also rief ich zurück und wurde – immerhin – mit dem Disponenten verbunden. Der erzählte mir, dass die Techniker immer vorher anrufen ….

    Ich darf bitte noch einmal folgenden Standardsatz, der sich auf gewissen Schreiben eines gewissen Konzerns befindet, in Erinnerung rufen?
    "Sollte unser Technischer Service Sie zum vereinbarten Termin nicht antreffen, stellen wir Ihnen die Anfahrtspauschale sowie gegebenenfalls weitere anfallende Serviceleistungen in Rechnung."
    Ich war also selbstverständlich zu Hause. Wiederum nicht, weil mich dieser Satz eingeschüchtert hatte, sondern weil ich – voldemortnocheins – endlich diesen Albtraum beendet haben wollte!!

    Heute habe ich im Radio gehört, dass der Konzern mit der pavianarschfarbenen Majuskel 1200 Stellen streicht, um diverse Milliönchen einzusparen!

    Warum denn das?
    Wäre es nicht viel besser, seine Kunden sofort zu bedienen? An uns jedenfalls haben die in den vergangenen zwei Monaten nichts verdient. Keine Telefongebühren, nichts heruntergeladen, gar nichts.

    Zudem wäre mein ernstgemeinter Vorschlag folgender:
    Hört auf so sinnlos da herum zu drohen! Kündigt Euch schriftlich an, steht vor der Haustür, und wenn der Kunde es dann tatsächlich nicht nötig haben sollte, daheim zu sein, dann hat er eben Pech gehabt, und Ihr könnt Anfahrtspauschalen und Serviceleistungen in Rechnung stellen! Das bringt Moneten und Ihr müsst keine Leute entlassen!

    Umgekehrt: Die rufen an, weil sie damit RECHNEN, dass die Leute möglicherweise nicht daheim sein könnten. Das spart natürlich Benzin und Fahrzeugverschleiß. Aber dann kann man sich auch den Lasertoner für diesen Absatz sparen!

    Jedenfalls hatte der Mensch versucht, mich auf dem Handy anzurufen. Und glauben Sie mir, ich habe bei jedem einzelnen Gespräch erwähnt, dass wir mobilmäßig auf dem Trockenen sitzen. Ich bin sogar mal gefragt worden, ob sie uns nicht einen Mobilen Surfstick für die Übergangszeit zur Verfügung stellen sollen. Aber ob das mal EINER in unsere fette Akte hätte eintragen können? Nö.

    Mittlerweile hatte er aufgegeben und den Termin auf den nächsten Tag verschoben!
    Alles Schimpfen und Schreien und die Unlogik vor Augen Halten hat nichts genützt. Es war ihm scheißegal, dass ich, wenn man mir in Aussicht stellt, endlich zu bekommen, was ich seit zwei Monaten will, selbstverständlich anwesend bin!
    Vermutlich sollte ich demütig-dankbar sein, dass man mich bereits am nächsten Tag wieder aufzusuchen gedachte und nicht sonstwann!
    Wenigstens wollte sich der Disponent notieren, dass der Techniker bitte NICHT erst anrufen, sondern einfach AUFKREUZEN sollte!
    Außerdem beschwerte er sich darüber, dass er doch nur am Ende der Kette saß und gar nichts dafür könne, dass ich zwei Monate hätte warten müssen. Er sei ja immer derjenige, der alles abbekäme.
    Tja, das ist wohl Berufsrisiko, schätze ich, wenn man sich mit dem Konzern mit der pavianarschfarbenen Majuskel einlässt! Seine Mami hat ihm wohl nicht beigebracht, dass man so liegt, wie man sich bettet …

    Am nächsten Tag ging meine Rechnung auf. Sicherheitshalber hatte ich das Fenster zur Straße sperrangelweit aufgerissen, und es geschafft, dem Mobiltelefon immerhin einen Balken auf der Netzskala zu entlocken. Man konnte ja nie wissen ...
    Aber es klingelte nicht.
    Stattdessen fuhr ein schicker silberner Wagen mit pavianarschfarbenen Verzierungen und Münsteraner (!) Kennzeichen vor! Unglaublich!
    Ich stürzte hinaus, damit er sich ja nicht wieder aus dem Staub machte, und führte ihn an den Ort seiner geplanten Tätigkeit, entschlossen, ihn notfalls im Technikraum einzuschließen, falls er auf Fluchtgedanken kommen sollte.
    Er war davon überzeugt, dass unser Auftrag hier der am schnellsten zu erledigende dieses Tages sein würde.
    Kein Kommentar!
    Es sollte anders sein.
    Einen Router hatte er selbstverständlich nicht dabei, den hätten wir wohl nicht bestellt. Komisch nur, dass mir sein Disponent am Telefon tags zuvor versichert hatte, im Notfall hätte der Techniker immer einen Ersatzrouter dabei, den man zunächst mal konfigurieren und später umtauschen könne ...

    Zudem war offensichtlich ein dafür überhaupt nicht zuständiges anderes Handwerkerteam in unserem Haus leider auf den Gedanken gekommen, das frei aus der Decke hängende und auf seine Bestimmung wartende Telefonkabel einfach abzuschneiden. Das war nun also viel zu kurz …
    Fluchend begab er sich daher zurück ans Auto, holte diverse Meter Kabel und begann mit der Fädelarbeit.

    Ich für meinen Teil bewies erneut, dass ich mich nicht als Racheengel eigne und bot ihm einen Kaffee an.
    In den ich nicht – wie ich mir ursprünglich ausgemalt hatte – hineinspuckte.
    Wirklich nicht!
    Ganz ehrlich jetzt!

    Zwischendurch verkündete er immer mal wieder, dass er schon viel zu lange hier sei, und dass das ja eigentlich gar nicht seine Aufgabe sei.
    Falls unser Bauleiter das hier liest: DAS hatte ich nämlich eigentlich auch gedacht, und mich deshalb sofort an Sie gewandt, gell?
    Plötzlich verabschiedete er sich, kramte sein Zeug zusammen und kündigte einen Anruf in etwa einer halben Stunde an, wenn er den Telefonanschluss freigeschaltet habe.
    Außerdem sei er ja viel zu lange da gewesen …

    Ich konnte es nicht glauben!
    Telefon? Tatsächlich?
    Tatsächlich klingelte das Telefon irgendwann, und der Techniker erklärte, es sei jetzt freigeschaltet.
    Sofort stürzte mein Sohn an den Apparat und rief seinen besten Freund an.

    Womit wir wieder für eine ganze Weile nicht erreichbar waren ...



*Fortsetzung folgt hier*

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