Per Anhalter durch meine Galaxis - Gedanken und Geschichten nicht nur von dieser Welt

"The following statement is false:
The previous statement is true.
Welcome to our corner of the universe

Anonymous
Seefra Denizen
CY 10210"
(Andromeda: The Past is Prolix)

Freitag, 30. März 2012

Totgeglaubte ....

.... na, Ihr wisst schon.

Ich hatte eigentlich angenommen, dass meine aus meinem Ex-Garten in Brandenburg importierte After-Eight-Minze ihren zweiten Winter im Badensischen nicht überlebt hätte.
Sie ist ja im Grunde sehr widerstandsfähig. Frost, Kälte, Sonne, Nässe. Alles kein Problem. Nun aber hatte ich befürchtet, ich hätte sie über den letzten Winter zu stark austrocknen lassen, weil sich so lange nichts unter der braunen Blätterschutzschicht vom vergangenen Jahr gerührt hat.
Aber eben habe ich Folgendes entdeckt:



Die Bilder sind leider etwas iPod-unscharf, aber ich denke, Ihr könnt erkennen, was ich meine.

Ich freu mich. In ein paar Monaten gibt's wieder frischen Minz-Tee.

Und sicherheitshalber werde ich für Nachkommen sorgen. Also, nicht ich direkt jetzt. Das habe ich ja schon erledigt. Aber After-Eight-Minzen-Ableger werde ich massenhaft herstellen und in der Nachbarschaft verschenken. Dann kann ich mir im Notfall mal irgendwo ein Zweiglein zum Nachzüchten abknipsen, falls die Meine doch eines Tages das Zeitliche segnet.

Donnerstag, 29. März 2012

We learned more from a 3-minute record, baby ...

... than we ever learned in school.

Kommt Euch das bekannt vor? Nein? Schade. Denn es liegt so viel Wahrheit darin.

... had to get away from those fools ...

Oder hat jemals einer Eurer Lehrer versucht, Euch beizubringen, dass "Freedom is just another word for nothing left to lose"?

...it ain't nothin' honey, if it ain't free...

(Dank YouTube-Intervention war leider kein Janis Joplin Original zu finden.)

Oder war es ein Studienrat, der zu Euch gesagt hat: "Life goes on long after the thrill of living is gone"? Auch nicht?

Und auch den folgenden Rat werden unsere Kinder nicht in der Schule bekommen: "Hold on to 16 as long as you can" .

... baby, you ain't missin' nothin' ...

Sie können wirklich ganz schön weise sein, unsere musikalischen Wegbegleiter. "Too much love will kill you, just as sure as none at all" lernen wir von einem, der das leider im engen Freundeskreis selbst mit ansehen musste.

... and the pain will make you crazy ...

Beim Song "Imagine" des genialen John Lennon weiß ich gar nicht, was ich zitieren soll. Der gehört eigentlich komplett in diese Kategorie.

... a brotherhood of man ...

Ein Aufruf zur Toleranz. Ein Aufruf dazu, den "Anderen" doch anders sein und leben zu lassen. Ein Aufruf, seine Mitmenschen nicht seinem eigenen Ideal zu opfern.

Auch das kurz-knappe Credo "All you need is love" hat Lennon uns hinterlassen.

... there's nothing you can do that can't be done ...

Was hätten wir noch alles von ihm lernen können....
Und gab es da nicht früher schon mal einen, der der Meinung war, wie schön doch alles sein könnte, wenn wir zur Abwechslung mal alle nett zueinander wären? Hat man den dafür nicht an ein paar Holzbretter genagelt?

Dabei fällt mir ein:

Auch "Always look on the bright side of life" steckt - mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern - voller kleiner Wahrheiten.

... just remember that the last laugh is on you ...

Diese Liste könnte ewig lang werden. Da fehlen zum Beispiel noch die politischen Songs von Bob Dylan, Joan Baez und ihrer Generation, die uns in jeder Zeile Wahrheiten um die (und in die) Ohren klatschen und einen Spiegel vorhalten. Und die eigentlich immer aktuell bleiben.

Ich danke übrigens auch Pink für dieses hier:

How do you sleep while the rest of us cry?

In der Gräue und Schwärze des Alltags begegnen uns immer wieder solche akustischen Lichtblicke. Wir müssen nur die Ohren aufsperren und sie an uns heranlassen mit dem Vertrauen, dass "Someone must have blessed us when he gave us those songs".

... and the angels had guitars even before they had wings ...

Montag, 26. März 2012

Beobachtung des Tages in "Terminator 2"

Sarah Connor - nicht die "Brüh im Lichte dieses Glückes..."-Sängerin, sondern die fiktive Mutter des fiktiven Erretters der Menschheit, John Connor, hat etwas zustande gebracht, zu dem europäische (im Gegensatz zu US-amerikanischen) Frauen wohl in dieser Form nicht in der Lage wären (behauptete sie provokant...).

Jahrelang war Sarah im Hochsicherheitstrakt einer Irrenanstalt untergebracht, ohne Zugriff auf Schnürsenkel, Gürtel, Nähgarn oder Zahnseide, und erst recht nicht auf spitze, scharfe oder kantige Gegenstände.
Nichtsdestotrotz entsteht unmittelbar nach ihrem Ausbruch aus besagter Institution folgendes Standbild:

http://mikes-images.com/misc/t2/pages/t2_mq_188.htm

Seht Ihr, was ich meine?
Leider ist es hier nicht ganz so deutlich zu erkennen, wie im Film "Terminator 2" selbst, in welchem sie eine ganze Weile versucht, aus dem Autofenster hinausgelehnt, Robert Patrick mittels Blei einen neuen Scheitel zu ziehen.

Na?

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Genau.

Vermutlich wurde ihr seit zwei Jahren kein Eisbergsalat serviert, weil die Blätter zu scharfe Kanten haben.

Aber ... ihre Achseln sind glatt wie ein Babypopo.

Und erzählt mir jetzt nix von Enthaarungscremes und so'm Kram. Mit dem Inhalt einer solchen Tube hätte sie ihre Wärter blenden können, mal ganz abgesehen von den unaussprechlichen Dingen, die man mit dem unteren (doppelt spitzen!) Ende der Tube anstellen könnte....

Aber da sieht man, wo die Prioritäten liegen. Mir jedenfalls ist es wichtiger, zu wissen, wo mein Handtuch ist!

Und in China ist übrigens ein Sack Reis umgekippt.....

Sonntag, 25. März 2012

Sonntags-Pausen-Krimi 7: Seelenhandel

Seelenhandel

Vincent blickte durch die zerbrochene Fensterscheibe hinauf zum bleichen Schein des fast vollen Mondes und zuckte zusammen. Bereits heute konnte er den beginnenden Schmerz des Verlangens spüren.
Er betätigte die Spülung, durchquerte den stinkenden, gekachelten Raum und wusch sich die Hände in dem Rinnsal kalten Wassers, das mühsam ins fleckige Becken tröpfelte.
Die namenlose Frau, die draußen in der Kneipe auf ihn wartete, war schon in einem Maße betrunken, das es ihm leicht machen würde, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Natürlich war sie nicht namenlos. Aber er interessierte sich nicht für Namen. Sie hatte ihn wohl erwähnt, aber er hatte nur unverbindlich gelächelt, genickt und ihn gleich darauf wieder vergessen.
Er öffnete die Tür und bahnte sich seinen Weg durch die gröhlende, trinkende, taumelnde Menge zurück zum Tisch, an dem seine Bekanntschaft mittlerweile zusammen gesunken war, ihren Kopf zur Seite geneigt. Warum mussten diese Frauen immer so viel trinken, fragte er sich jedesmal aufs Neue.
Dies war einer von vielen Abenden in den letzten knapp vier Wochen, an dem er diese Frau hier in der Kneipe gesehen hatte. Jedesmal war sie allein hereingekommen, hatte eine Menge getrunken und gewartet, bis sich jemand - meistens, nicht immer, ein Mann - zu ihr gesellte, und hatte dann mit ihrer Begleitung das Lokal verlassen. Sehr bald schon hatte er beschlossen, dass heute Nacht er der Begleiter sein müsse.
"Komm." Vincent stand am Tisch und blickte auf sie hinab. Ohne Zweifel bereitete es ihr Mühe, ihn zu fokussieren, vielleicht sogar wiederzuerkennen. Dabei hatte er höchstens fünf Minuten auf der Herrentoilette verbracht, um seine zitternden Hände zur Ruhe zu zwingen.
"Ich bring dich nach Hause," fuhr er fort. Ihr Gesichtsausdruck zeigte Unverständnis. Also ergriff er ihren Arm, legte ihn um seine Schulter und zog sie hoch. "Komm. Nach Hause," wiederholte er. Im Vorbeigehen drückte er der Kellnerin, die gerade gegen den unangemeldeten Aufbruch protestieren wollte, einen Geldschein in die Hand. "Stimmt so." Die Kellnerin ließ sie daraufhin wort- und blicklos ziehen.
Draußen auf der Straße schien seine Begleiterin vergessen zu haben, in welcher Reihenfolge sie einen Fuß vor den anderen zu setzen hatte und fing an, hysterisch zu kichern. Mit aufeinander gepressten Kiefern zog er sie vorwärts.
Sie merkte nicht, dass sie an zwei Bushaltestellen und einem von drei Wagen besetzten Taxistand vorbeikamen. Ihr war auch nicht bewusst, dass sie irgendwann an schwarzen Eisentoren vorbei einen Park betreten hatten. Immer weiter schleppte er sie hinein ins Dunkel, zwischen die Bäume, gekieste Wege entlang. Schwer atmend kamen sie an seinem Ziel an. Er legte sie auf ausgetretenen Steinstufen vor einem uralten Gebäude ab. Langsam beugte er sich über sie. Er lächelte. Ihr Gesicht sah im Mondschein noch bleicher aus. Ihr Atem ging schwer, ihre Brust hob und senkte sich schnell. Er betrachtete ihren halbgeöffneten Mund, der lautlose Worte zu formen schien. Er strich mit den Fingern ihr Haar beiseite, das ihr ins Gesicht gefallen war.
Rasch richtete er sich auf und betätigte den eisernen Türklopfer an dem schweren Tor.
"Ja? Ach Du bist es, mein Sohn."
"Mutter Oberin, diese arme Seele benötigt Beistand. Ich fand sie mehrere Tage in Folge in besagtem Etablissement."
"Ich verstehe. Bring sie herein."
Er zog sich erneut ihren Arm über die Schulter und hievte sie die Treppe hinauf und durch die schwere Tür, die dröhnend hinter ihnen ins Schloß fiel.

Als er wieder hinaus in die kalte Nachtluft trat, waren seine Haare schweißverklebt. Er schloss die Augen und lächelte zufrieden.
Eine weitere Seele war gerettet.
Dies war nicht die erste junge Frau gewesen, die er aus einer jämmerlichen Lage heraus in dieses Kloster gebracht hatte, in dem er selbst, Gnade und Verständnis für seinen Zustand erfahrend, immer wieder aufgenommen wurde.
Es war das mindeste, was er tun konnte, zog man die Art und Weise in Betracht, wie er zum ungezählten wiederholten Male die morgige Nacht, die Mitte des lunaren Zyklus, verbringen würde, und neben seiner eigenen mindestens eine weitere Seele mit ins Verderben reissen würde.
Er blickte hinauf zum bleichen Schein des fast vollen Mondes und konnte bereits den beginnenden Schmerz des Verlangens spüren.

Copyright Esther Koch 11.03.2012

Mittwoch, 21. März 2012

Mutterglück VI - Danke, Sohnemann!

Als ich abends nach einem Vortrag in der Schule meines Erstgeborenen zum Thema "Mütter brauchen Grenzen - Vom Mut, sich liebevoll zurückzunehmen" wiederkam, musste ich feststellen, dass erwähnter heranwachsender und deshalb immer hungriger Sprössling meine abgewogenen und vorgekochten Nudeln für
das Mittagessen des Folgetages vertilgt hatte.
Vielleicht sollte ich sie das nächste Mal nicht nur vorkochen, sondern auch vorkauen. Das dürfte abschreckend wirken. Möglicherweise reicht es aber auch, den Nachwuchs von der Reservierung bestimmter Speisen im Kühlschrank zu informieren oder zumindest Zettelchen dranzukleben. Grundsätzlich sind die beiden da nämlich sehr einsichtig.
Nachdem mein deutlich geäußerter Ärger darüber, dass ich mir nun erneut überlegen müsse, was ich denn zu Mittag essen solle, ein wenig verraucht war, und meine innere Stimme soweit zu mir vordringen konnte, um mich auf meine Mitschuld in der Angelegenheit hinzuweisen, machte ich mich daran, das im Vortrag Gelernte anzuwenden und ein kleines Gespräch mit meinem Sohn zu führen.
Dieser hatte gerade begonnen, den Vorratsschrank zu durchforsten, um mir Vorschläge machen zu können, was sich denn als Ersatzmahlzeit für mich eigne. In dem Augenblick hätte ich ihn schon knutschen können - aber das mag er leider nicht mehr so gerne. Nur wusste ich genau, dass er nur kalorienreiches, und damit für mich ungeeignetes Zeug wie Instantnudeln (was hatte ich mir dabei nur gedacht?), oder kalorienakzeptables Zeug wie Reis (nicht schon wieder!) dort herausziehen würde.
Also erklärte ihm, dass sich dort in der schwedischen-Möbelhaus-Kühlschrank-Büchse gekochte Kringelnudeln in spezifizierter Menge befunden hätten, weil ich gerade mühsam versuche, mein Eigengewicht zu reduzieren.
Daraufhin sah er mich von oben bis unten an und fragte: "Wo willst du denn noch abnehmen, Mama? Du bist doch schlank. Solange du gesund bist, brauchst du doch nicht abnehmen. Und ins Fitness-Studio rennst du doch auch dauernd."
Den Rührungskloß im Hals zurückgedrängt und den Sohn-abknutsch-Drang unterdrückt, erzählte ich ihm, dass das, was die Waage mir morgendlich verkündet in Kombination mit meiner Größe eigentlich NICHT gesund ist, dass mir zumindest bis vor kurzem meine Knie und Füße noch, unter den Massen leidend, wehgetan hätten, und dass ich noch ein wenig mehr abnehmen möchte, um gesund zu BLEIBEN. Beruhigt von meiner Versicherung, dass mir schon etwas einfallen würde, was ich in punkto Mittagessen unternehmen würde, zog er sich zurück.
Im Schlafzimmer blieb ich dann - rein zufällig natürlich - vor dem großen Spiegel stehen und wagte, mich zu betrachten. Und siehe da:
Zum ersten Mal in Dekaden gelang es mir, mich selber tatsächlich ... nun ja, vielleicht noch nicht als "schlank" im absoluten Sinne zu sehen, aber doch zumindest als "schlanker" relativ zu vor ein paar Wochen, ein paar Monaten.

Die Waage zeigt unmissdeutbar EINIGE Kilos zuviel an. Aber wieso ignoriere ich konsequent die Tatsache, dass es mittlerweile dauerhaft (!) bereits 7 (!) Kilo weniger sind, als mein höchstes Kampfgewicht noch Ende Oktober (!)?

Schlankheit liegt im Auge des Betrachters. Danke, mein Sohn, dass Du mir mal die Negativ-Brille von der Nase gezogen hast!

P.S.: Das bedeutet nicht, dass ich jetzt aufhöre, meine Nudeln abzuwiegen und ins Fitness-Studio zu rennen! Ich gehe nur optimistischer an die Sache heran! Und nochmal: Danke, Sohnemann!

Sonntag, 18. März 2012

Sonntags-Pausen-Krimi 6: Gar nicht einfach

Gar nicht einfach

Es war nicht einfach, mit fünfunddreißig Jahren bereits Witwer zu werden. Plötzlich hatte man die Angelegenheiten seiner Angetrauten zu regeln, Nachlassverwaltung und solche Dinge. Wenigstens waren keine Kinder da. Und trotzdem war er nicht ganz allein in dem großen Haus, hatte er doch immer noch seine kleinen Lieblinge.
Es war nicht einfach, mit fünfunddreißig Witwer zu werden. Die fragenden Blicke der Angehörigen auf der Beerdigung. 'Sie war doch noch so jung! Wie hatte das passieren können?' Denen musste er standhalten. Auch verstand keiner von denen, warum er seine kleinen Lieblinge so mochte. Vielleicht, weil sie keine solchen dummen Fragen stellten.
Als Witwer hatte man es nicht leicht. Auch die Polizei stellte Fragen. Natürlich. 'Was hatte sie dort zu suchen gehabt?' - 'Ich weiß nicht, Herr Inspektor. Sie wusste doch, wie gefährlich sie sind. Und trotzdem ….'
Jetzt ein gekonnter Biss in die zitternde Unterlippe, damit man seine Erschütterung sah.
Denn es war wirklich nicht einfach, Witwer zu werden.
Fast wäre es ihm nicht gelungen.
Beinahe hätte sie ihn gar nicht erst geheiratet. Er war nichts Besonderes, hatte nichts außer seinem Charme. Es war ein Glücksfall, dass die reiche, junge Dame aus gutem Hause ihn erwählt hatte. Auch wenn sie selbst seine Zuneigung zu diesen … Tieren nie verstanden hatte. Sie hatte sie akzeptiert. Gut für ihn.
Schlecht für sie.
Es war gar nicht einfach gewesen. Sie ging niemals in den Raum, in dem er die Terrarien aufgestellt hatte. Also musste er dafür sorgen, dass einer seiner kleinen Lieblinge den Weg zu ihr fand.
Der australische Taipan war sein ganzer Stolz. Erst nach dem Einzug in das einsam gelegene Anwesen war ihm das Aufstellen eines Terrariums möglich gewesen, das geräumig genug für dieses Prachtstück war.
Dann war alles doch einfacher gewesen, als er erwartet hatte. Seinen Liebling nach dessen Besuch in den Räumlichkeiten seiner Frau wieder einfangen, zurück in sein Terrarium setzen, warten, bis das Gift nach dem schmerzlosen Biss seine Wirkung getan hatte – 'Ich weiß auch nicht, warum Dir so übel ist, Schatz. Leg' Dich doch ein wenig hin,' - dann die Leiche in das wohltemperierte Terrarienzimmer schleppen, so als habe sie sich selbst noch auf lebenden Füßen dort hin verirrt, all das bereitete ihm keine großen Schwierigkeiten.
Gar nicht einfach war es dagegen drei Monate später, eine Erklärung dafür zu finden, wie er es hatte übersehen können, dass es sich bei seinem Neuerwerb um ein eiertragendes Weibchen gehandelt hatte.
Und ein fleißiges Weibchen war es gewesen. Mindestens 15 Jungtiere hatte er aufgeschreckt, als er die Schmuckschatulle seiner toten Frau aus der Schminkkommode holen wollte.
Es stimmte, stellte er fest, während er langsam zu Boden sank, dass die Bisse des Taipans fast überhaupt nicht schmerzten.

Copyright Esther Koch 29.02.2012

Sonntag, 11. März 2012

Sonntags-Pausen-Krimi 5: Spannungsbad

Spannungsbad

Mit klopfendem Herzen beobachtete Holger von der anderen, dunklen Straßenseite aus, wie der geschlossene Zinksarg von zwei Männern aus seinem Haus getragen wurde. Sie bugsierten den Sarg durch das Gartentor und schoben ihn in den schwarzen Wagen, der vor dem Grundstück parkte.
Es hatte also funktioniert! Holger spürte, wie sich sein Atem vor Aufregung beschleunigte. Schnell zog er sich in den Schatten der Platane zurück, unter der er stand. Er lehnte sich mit dem Rücken an den Stamm, schloss die Augen und atmete tief ein.
Er stellte sich noch einmal, wie schon oft in der Planungsphase, die Szene vor, die sich im Bad abgespielt haben musste.
Seine Frau Edith hatte sich, wie jeden Abend, auf ihr heißes Schaumbad in der Sprudelwanne vorbereitet. Das Glas Prosecco, die klassische Musik, die Kerzen. Holger konnte alles vor sich sehen. Der Bademantel fiel zu Boden, erst ein, dann ein zweiter nackter Fuß versank im Schaum. Sie betätigte den Schalter, der das Wasser zum Sprudeln bringen sollte und dann …
Nun, diesmal wurde keine Luft ins Wasser transportiert, sondern Strom! Ein paar Kabel, die anders angeschlossen werden mussten, ein paar Vorkehrungen, damit die Manipulation nicht auf den ersten Blick auffiel. Holger hatte sorgfältig geplant und dann genau gewusst, was zu tun war. Es sollte immerhin wie ein Unfall aussehen!
Er dachte auch an das Telefonat, das er später noch mit seiner Schwägerin Hedwig führen wollte. Mit der Schwester seiner … verstorbenen Ehefrau. Er lächelte. Wie lange hatten sie nun schon ein Verhältnis, ohne dass Edith etwas ahnte? Sie war so eitel und von sich selbst überzeugt. Niemals hätte sie auch nur vermutet, dass schon längst eine andere ihren Platz in seinem Herzen eingenommen hatte. Und dann auch noch ihre eigene Schwester!
Holger holte noch einmal tief Luft und bereitete sich auf seinen Auftritt vor. Jetzt durfte er keinen Fehler machen. Er schob die Hände in die Manteltaschen, zog die Schultern hoch und marschierte über die Straße.
Kurz vor dem Tor blieb er stehen, scheinbar erschreckt vom Anblick des Leichenwagens, des Notarztes und der Polizisten. Er zog die Hände aus den Taschen und packte den Polizisten, der dem Tor am nächsten stand, am Arm.
"Was ist hier los? Was ist passiert?" Holger lobte sich still für seine schauspielerischen Qualitäten.
"Holger! Ach Holger!" Eine weibliche Gestalt löste sich aus dem grellen Licht des Hauseinganges und kam schluchzend auf ihn zu gerannt. "Es ist schrecklich!"
Er blieb verwirrt stehen. Hedwig? Wie konnte sie denn schon Bescheid wissen? Die Frau kam näher und endlich sah Holger sie deutlich. Edith! Edith?
"Ach Holger, es ist entsetzlich. Hedwig … sie kam vorhin her und war ganz aufgelöst. Sie wollte mir irgendwas erzählen. Aber ich habe ihr angeboten," ein weiteres Schluchzen, "sie sollte sich doch erst mal beruhigen, sich entspannen. Ich bot ihr an, an meiner Stelle das Bad zu nehmen."
Die Welt um Holger begann sich zu drehen und versank in Schwärze...


Copyright Esther Koch 28.02.2011

Sonntag, 4. März 2012

Sonntags-Pausen-Krimi 4: Selbsthilfe

Selbsthilfe

Elisabeth ließ die Zeitung sinken und lächelte. "Steuerbetrug: Staranwalt verhaftet!" lautete die Schlagzeile. "Neues belastendes Material aufgetaucht!"
Elisabeth kicherte.
Sie faltete das Morgenblatt zusammen und legte es auf das Frühstückstablett, das sie ihrem Ehemann jeden Tag ans Bett brachte.
"Dieses Schwein," dachte sie. "Endlich bekommt er, was er verdient."
Es war wirklich langsam Zeit gewesen, dass man ihm das Handwerk legte.
Er hatte nicht nur seine Klienten und den Staat um insgesamt mehrere Millionen betrogen. Auch seine arme Frau Christine, die nach einem Unfall, den er verschuldet hatte, im Rollstuhl saß, hinterging er nach Strich und Faden.
Kein Rock in seiner Kanzlei war vor ihm sicher. Er war zwar nicht mehr der Jüngste, aber er sah immer noch gut aus und ließ sich nicht lumpen, wenn seine Mitarbeiterinnen ein wenig … netter zu ihm waren, als es einem Arbeitsverhältnis geziemt hätte.
Vorsichtig nahm Elisabeth das Tablett, verließ die Küche und ging zum Schlafzimmer. Mit dem Ellbogen schob sie die Tür auf und trat ein.
"Guten Morgen, Schatz," rief sie, während sie auf das Bett zuging. Ihr Mann Alfred hatte sich bereits aufgesetzt und streckte die Hände nach dem Tablett aus.
"Ich danke dir, Liebling." Er nahm das Tablett entgegen und warf einen Blick auf den Wecker, der neben seinem Bett stand. "Es ist schon so spät. Musst du heute nicht weg?"
Elisabeth zog die Vorhänge auf und öffnete einen Flügel des Fensters. "Nein, mein Herz, heute nicht. Deswegen habe ich dich auch länger schlafen lassen." Sie ging auf das Bett zu und gab Alfred einen Kuss auf die Wange. "Brauchst du nachher Hilfe, oder möchtest du es erst alleine versuchen?"
Er stellte den Kaffeebecher ab, aus dem er genüsslich einen großen Schluck genommen hatte, griff nach der Zeitung und antwortete, "Wenn du mich jetzt schon so verwöhnst, dann werde ich mir nachher die größte Mühe geben, alleine zurechtzukommen."
Elisabeth warf Alfred eine Kusshand zu und ging wieder in die Küche.
Sie hielt einen Moment inne und dachte an ihren geliebten Alfred, der nach dieser verdammten Krankheit fast gelähmt war. Aber er war so tapfer. Sie hatten vor einigen Monaten begonnen, eine Selbsthilfegruppe für Gehbehinderte zu besuchen. Das hatte beiden Kraft gegeben. Sie hatten dort Freunde gefunden, die in ähnlichen Situationen waren. Elisabeth hatte über eine Teilnehmerin sogar eine Arbeitsstelle bekommen. Deren Mann hatte eine Privatsekretärin gesucht.
Elisabeth öffnete den Kühlschrank und holte eine Flasche heraus. Aus dem Schrank nahm sie drei Sektgläser. Sie hatte gerade alles ins Wohnzimmer getragen, als es läutete. Sie lief zur Tür und öffnete.
"Christine!" Elisabeth beugte sich herab und umarmte die Frau im Rollstuhl.
"Ach, Elisabeth," entgegnete die Besucherin. "Endlich konnten sie ihm alles nachweisen. Das hätte ohne dich und deine Mitarbeit nie geklappt."
Elisabeth schob die Anwaltsgattin ins Haus. "Nun ja, manchmal muss man sich eben selbst helfen. Und der Gerechtigkeit."

Copyright Esther Koch 18.02.2011

Samstag, 3. März 2012

Wolkenbilder

Abendimpressionen von der Küssaburg herab.


Gerade eben war die Sonne noch da. Ich war zu langsam.



Götterdämmerung!



Jetzt aber wirklich!



Da kommt schon der Erste!!!!! Da! Rechts in der Mitte! Nee, der will wohl eher nach Zürich...

Hinter uns wäre unter anderem dies hier zu sehen gewesen, wohlgemerkt, bei Tageslicht.

Einen wunderschönen Abend wünsche ich.