Per Anhalter durch meine Galaxis - Gedanken und Geschichten nicht nur von dieser Welt

"The following statement is false:
The previous statement is true.
Welcome to our corner of the universe

Anonymous
Seefra Denizen
CY 10210"
(Andromeda: The Past is Prolix)

Mittwoch, 28. Dezember 2011

Wo wir sind, ist das Chaos .....

Ob Werbung in Papierform oder auf welche Weise auch immer angesammeltes „Zeug“: Wir sind tagtäglich konfrontiert mit allem Möglichen, auf das wir, bei genauerer Betrachtung, im Prinzip genausogut verzichten könnten.

Eines schönen Tages war es soweit. Ich konnte das ganze „Zeug“, den „Nippes“, Kram, Gerümpel, nicht mehr sehen. Es war Zeit zum Ent-Rümpeln.

Es gibt tonnenweise Ratgeber wie man soetwas am besten angeht. Die meisten davon sind auch wirklich gut. Aber man sieht sich doch erst einmal wieder in der Situation, zum Kauf eines weiteren Objektes für eines der vielen Bücherregale verführt zu werden. Nun gut, gehen wir das Risiko ein. Es ist ja noch keine Katastrophe, einen Gegenstand zu erwerben. Schlimm wird es erst, wenn der Gegenstand beginnt, Staub anzusetzen, und wir feststellen müssen, dass wir ihn eigentlich doch nicht hätten zu kaufen brauchen.

Gehen wir also davon aus, dass wir einen solchen buchförmigen Ratgeber in unser Heim holen, und versuchen wir, an seiner Weisheit teilzuhaben. Nicht alle Tipps und Vorschläge sind für jeden Einzelnen auch brauch- und durchführbar. Man muss im Einzelfall selbst entscheiden, welche Vorgehensweise für einen selbst taugt.

Ich nenne mittlerweile drei (!) solcher Ratgeber mein Eigen, was eigentlich schon wieder einen völlig unnötigen Overkill darstellt. Aber wie dem auch sei. Jeder empfiehlt eine geringfügig andere Vorgehensweise. Und an mir war es dann, meine höchsteigene, für mich funktionierende Strategie zu entwickeln.

Nach den ersten zaghaften Umsetzungsversuchen konnte ich feststellen: Entrümpeln ist gar nicht so schwer, wie man sich vielleicht einreden will, um es sein lassen zu können.

Ich bin von Natur aus chaotisch. Oder etwa nicht? Natur hin oder her, ich bin chaotisch. Das bedeutet, dass ich mich nicht dazu zwingen lassen darf, dem Ratgeber zu folgen, mir jeden Raum einzeln, einen nach dem anderen, vorzunehmen, wenn mich das in ein Korsett zwängen würde, welches mich zwangsläufig arbeitsunfähig macht.

Ich habe mir angewöhnt, immer das aufzuräumen, was mich aktuell am meisten stört. Täglich wühle ich in der Schublade des Schränkchens im Flur nach meinem Autoschlüssel. Ich bin ja schon so stolz auf mich, dass ich ihn dort immer hineinpfeffere, wenn ich nach Hause komme, anstatt ihn irgendwo anders einfach fallenzulassen, während ich in Gedanken bereits dabei bin, mich über die heutige Masse an Werbeprospekten zu ärgern. Aber das blöde Ding scheint nachts immer unter all das andere Zeug zu kriechen, das sich außerdem noch in der Schublade befindet. Wieviel Zeit verwende ich täglich auf das Schlüsselhervorwühlen? Multipliziert mit sechs Arbeits- beziehungsweise Kinder-Chauffiertagen? Mal zweiundfünfzig Wochen? Das kann so weitergehen, oder ich investiere einmal eine Viertelstunde und räume die Schublade aus, und nur das Nötigste wieder ein. Damit nehme ich meinem schelmischen Autoschlüssel die Versteckmöglichkeiten und spare morgens wertvolle Zeit.

Wenn mich aktuell gerade nichts stört, überlege ich, wo ich meinem Lebensraum auf lange Sicht noch mehr Freiheit schaffen kann. Folgende, betreffenderweise völlig reihenfolgenlose Dinge sind mir dabei aufgefallen:

Ständig "nachwachsender" Müll fern von der zentralen Müllsammelstelle in der Küche (Kronkorken im Wohnzimmer, Blisterpackungen von Medikamenten im Schlafzimmer) verteilen sich nicht so sehr in der Gegend, sehen nicht so chaotisch aus und lassen sich vor allem leichter und schneller entsorgen, wenn man sie sofort in ein bereitgestelltes Behältnis gibt, das man regelmäßig leert. Also: Körbchen oder anderes Gefäß für Kronkorken, Blisterpackungen etc bereitstellen. Regelmäßigen Leerungstermin festlegen und einhalten! Oder gleich einen kleinen Mülleimer in alle Zimmer stellen, in denen solcher Müll anfallen könnte.

Autogramme von Schauspielern oder anderen Idolen, die derzeit nicht mehr ganz oben auf der persönlichen Favoritenliste stehen müssen nicht unbedingt eingerahmt an der Wand hängen bleiben. Man kann sie aus den Rahmen herausnehmen und einzeln in Klarsichtfolien in einen schmalen Ordner heften. Dort kann man sie dann immer noch in nostalgischen Momenten (und die sind eigentlich ein Kapitel für sich) durchblättern und betrachten, bis (falls jemals) man für den nächsten Schritt bereit ist, sie bei Ebay einzustellen. In die Rahmen steckt man schöne Familienfotos – und verschenkt sie zu Weihnachten! Geld gespart! Also: Autogrammfotos aus den Rahmen herausnehmen und in Klarsichtfolien stecken. Und dann am besten in einen bereits durch Entrümpeln frei gewordenen Ordner heften. Keinen neuen kaufen!!

Hängen alle Poster oder Kunstdrucke aus alten Kalendern, die man besitzt, an der Wand? Oder fristen einige – oder die meisten – ihr Dasein zusammengerollt in irgendeiner Ecke? Poster, die schon länger als ein Jahr im dunklen Inneren einer Posterrolle wohnen, können ins Altpapier oder zu Ebay! Also: Zusammengerollte Poster durchsehen. Welche hängen wir sofort auf? Die anderen: Altpapier!

Müssen wir die Notensammlung vom seligen Großvater aufheben? Sie füllt mindestens zwei Fächer eines extra (!) angeschafften Bücherregals! Wir leben in der Gegenwart. Weg mit den Erbstücken. Das dürfte fallweise umso einfacher sein, wenn besagter seliger Großvater in unserer Gegenwart dereinst nicht mal ein einziges Wort darüber verloren hat, wie wichtig und wertvoll ihm diese Sammlung sei. Schon bei ihm füllte sie doch bloß eine Kiste im Keller. Nicht wahr? Also: Wir fragen die Generation zwischen dem seligen Großvater und uns, ob sie Interesse an der Notensammlung hat. Wenn nicht: Antiquariat!

Alte E-Mail-Korrespondenzen mit Freunden und Freundinnen endlich aus dem Postfach zu löschen war durchaus schon der richtige Schritt. Aber warum, bitteschön, musste man die Mails vorher in eine Textverarbeitung übertragen, ausdrucken und einen Ordner damit vollstopfen? Hat die korrespondierende Freundin vielleicht das Gleiche getan? Wird sie jemals danach fragen, ob wir ihre kostbaren Worte sorgfältig archiviert haben? Kaum! Also: Es ist Winter! Ab in den Kamin damit!

Das Gleiche gilt für alte Postkarten, Briefe, Geburtstagskarten, Hochzeitseinladungen etc. Wann haben wir vom Schreiber dieser "Dokumente" zuletzt etwas gehört? Lohnt es sich vielleicht, den Kontakt wieder aufleben zu lassen? Ja? Dann los. Bald haben wir genügend Zeit dazu, wenn wir nicht mehr täglich nach unseren Schlüsseln suchen müssen. Nein? Das hat dann wohl seinen Grund. Warum also die alten – möglicherweise schmerzlichen - Erinnerungen aufheben? Der Kontakt besteht noch? Dann muß man sich doch wohl nicht ständig krampfhaft an die Vergangenheit erinnern. Man hat schließlich die gemeinsame Gegenwart!

Die Töpfe waren teuer. Aber weil sie nicht das halten, was der eifrige Vertreter versprochen hat, benutzen wir sie nicht und sie stehen nur im Schrank herum. Vielleicht liegt das ja bloß an uns selbst, denn bei Ebay gehen die blöden Dinger immer noch weg, wie warme Semmeln. Macht ja nichts. Immerhin geht es hier ja auch um uns und um niemanden sonst. Wenn also jemand anders Interesse daran hat, gerne doch. Also: Einen Termin festlegen – in nicht allzu ferner Zukunft! - an dem wir eine Digitalfoto-Session machen und eine großangelegte Ebay-Einstell-Aktion starten. Und dieser Termin wird sklavisch eingehalten!!!

Ein kurzes Wort zu unseren E-Mail-Boxen und -Ordnern. Wir haben schon die Anzahl der auf einer Seite der Eingangsbox anzuzeigenden Mails von 20 auf 50 heraufgesetzt. Sollte uns das nicht etwas sagen? Wieso haben wir überhaupt mehr als 20 Mails im Posteingang? Die Netikette sagt, dass E-Mails innerhalb von 24 Stunden zu beantworten seien. Nehmen wir an, die sonstige Arbeitsbelastung sei so groß, dass, sagen wir, bis zu 72 Stunden vergehen müssen, bis wir dazu kommen. Aber darüber hinaus sollte man nicht gehen. Entweder wird dann geantwortet, oder wir hören ohnehin wahrscheinlich nichts mehr vom Mail-Partner. Oder es kommt eine Mahnung. Und dann ist ohnehin Eile geboten. Und die "Lagerboxen"?? Hier gilt eigentlich das Gleiche, wie für die schriftliche oder ausgedruckte Korrespondenz. Wozu aufheben? Weg damit! Und das gilt für alle E-Mail-Programme, die wir haben! Außerdem benötigen wir keinen Ordner "Diverse"!!! Also: E-Mail-Eingangsbox auf die geringste Anzahl anzuzeigender Mails einstellen – und diese Zahl niemals überschreiten! Ordner von alten Mails säubern und am besten Löschen.

Stichwort Kartons. Leere (!) Kartons. Wir heben sie auf, weil wir darin so wunderbar die bei Ebay eingestellten und sicherlich erfolgreich verkauften Sachen verschicken können. Gut. Kein Problem. Hiermit schließen wir einen Vertrag mit uns selbst: Sämtliche Kartons, die nach Ablauf der Auktionen unserer zum festgelegten und sklavisch eingehaltenen Termin eingestellten Artikel noch herumstehen, werden zerrupft und verschürt oder zum Container gebracht! Abgemacht!

Es sei festgestellt: So viele Gelegenheiten zum Kochen, wie die Sammlung unserer Rezeptschnipsel und Kochbücher uns und andere glauben machen will, haben wir nicht! Das angefangene Buch mit den gesammelten und wirklich auch regelmäßig verwendeten Rezepten ist eine gute Idee. Aber da müssen wir auch dranbleiben! Rezept einschreiben und weg mit dem Schnipsel oder der Kopie. Und unser Repertoir an Mahlzeiten ist groß genug fürs erste. Wir müssen uns nicht auf die Suche nach neuen Ideen begeben! Also: Rezeptbuch weiterführen und eingelegte Zettel einkleben oder abschreiben und entsorgen. Eine halbe Stunde pro Woche zu einer festgelegten Zeit bringt uns schon weiter!

Alte Programme und Einladungen zu Kindergarten- oder Hortveranstaltungen, die im Prinzip auch alle ziemlich gleich aussehen, müssen nicht unbedingt ALLE aufgehoben werden. Und schon gar nicht die Speisepläne des Hortmittagessens seit dem 1. Schuljahr des Erstgeborenen. Auch die fangen irgendwann an, einander zu ähneln. Nicht vergessen: Der Kamin freut sich über solch gehaltvolles Futter!

Der Kräuterschnaps von Onkel Alois schmeckt nicht? Weg damit! Ruhig in den Ausguss. Los geht’s: Barschrank ausmisten. Was schmeckt uns wirklich? Was ist noch genießbar? Lieber die entstehenden Lücken für grundlegende Mix-Spirituosen und favorisierte Schlückchen nutzen.

Brauchen wir wirklich 28 verschiedene Kräuter und Gewürze? Und zwar pro Nahrungsmittelsparte? Italienische, französische, bretonische Kräutermischungen? Spezielle Gewürzmischungen für Gemüse, Fleisch, Fisch, Pizza, Müsli (!), chinesische Gerichte? Ehrlich gesagt, nein. Sie brauchen lediglich Platz und besitzen doch ein unvermeidlich herannahendes Verfallsdatum, vor dessen Erreichen das Tütchen oder Gläschen oder Döschen mit Sicherheit nicht leer werden kann. Also: Salz, Pfeffer, Rosenpaprika, eine (!) Brühe und zwei getrocknete Kräuter (keine Mischungen!) reichen völlig für einen benutzbaren Gewürzschrank. Zusätzlich eventuell die Spezialgewürze für ein regelmäßig und oft genossenes Lieblingsgericht.

Wieviele Tische haben wir im Haus? Wieviele verschiedene Größen und Formen sind dabei repräsentiert? Auf wievielen davon liegt wie oft eine Tischdecke? Stellen wir uns zunächst diese Fragen. Haben wir die Antworten? Nun die nächste Frage: Wieviele Tischdecken besitzen wir? Achtundzwanzig? Und die vorherigen Antworten lauteten zum Beispiel: drei, zwei "normale" viereckige und ein runder, einmal im Jahr auf einem davon, und zwar beim Weihnachtsessen? Gut. Also: Siebenundzwanzig Tischdecken können rausfliegen. Oder?

Wo wir gerade von Weihnachten sprechen ... saisonale Dekoration hat durchaus ihre Daseinsberechtigung. Aber nur, wenn sie auch wirklich jedes Jahr aufgestellt oder -gehängt wird. Wenn es sich nur um ein potthässliches Erbstück handelt, das sogar den Heiligabend in einem Karton verbringt, dann hinaus damit. Herauszufinden, welche von den Dingen, die in Oster- und Weihnachtskisten stecken, das auch weiterhin tun dürfen, ist sicherlich ein längerer, ja mehrjähriger Prozess. Aber in der Regel liegen uns diese Dinge ja auch nicht ganzjährig im Weg herum. Wir haben also Zeit damit.

Was im Prinzip auch in diese Kategorie hineingehört, ist Geschenkpapier, und zwar gebrauchtes. Zweifelsohne ist Sparsamkeit eine nicht zu verachtende Tugend. Und wenn Sie tatsächlich bereit sind, Tesafilm-Stückchen von altem Geschenkpapier abzupfriemeln und die Ränder gleichmäßig per Schere oder Schneidemaschine von eingerissenen Stellen zu befreien, dann dürfen Sie das natürlich auch tun. Aber Sie sollten sich auch eine Frist setzen, bis wann das erledigt sein sollte. Allerspätestens sicherlich, bis Sie daran gehen, die Weihnachtsdekoration wieder in einer Kiste, und selbige im Keller verschwinden zu lassen. Dann müsste das Geschenkpapier nämlich allmählich den gleichen Weg gehen können. Entweder diesen, oder den Weg sonstigen nicht verbrennbaren Altpapiers. Denn wer will an Karneval schon noch Sternen- und Weihnachtsmann-verzierte Utensilien herumliegen haben?

Zweifellos: Medikamente auszumisten sollte eine regelmäßige Entrümpelungsaktion sein. Der Griff zu einem abgelaufenen Arzneimittel muss nicht, kann aber, die Unpässlichkeit, die damit eigentlich hätte beseitigt werden sollen, durchaus noch verschlimmern. Und viel wichtiger als die Ordnung in unserem Heim ist die in unserem Körper, sprich: die Gesundheit!

Den Badezusatz, den Ihre Freundin Ihnen geschenkt hat, können Sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht riechen? Weiterverschenken, möglichst an eine NICHT gemeinsame andere Freundin, oder in den Müll damit.

Diese Liste lässt sich unendlich fortsetzen, muss aber von jedem selber an die individuellen Lebensumstände angepasst werden.

Eines ist bei alldem besonders wichtig. Sie selbst mögen bereits soweit sein, dass Ihnen nicht nur klar ist, dass eine gründliche Entrümpelungsaktion in Ihrem Zuhause notwendig ist, und diese eine Verbesserung Ihrer eigenen, persönlichen Lebensqualität bedeuten würde, sondern Sie haben eventuell auch schon den festen Vorsatz gefasst, eine solche Aktion zu starten. Möglicherweise haben Sie sogar schon damit begonnen. Die Müllsäcke und Flohmarktkartons stehen bereit und beinhalten auch schon einige Dinge, die aus Ihrem Leben zu verbannen Sie sich durchgerungen haben.

Und nun kommen die Stolpersteine. Allerdings nicht aus einer Richtung, aus der Sie sie eigentlich erwartet hatten, nämlich von Ihnen selbst ("Ich fange morgen damit an. Das Wetter ist heute zu schön." - "Ich habe im Augenblick zu viel Stress im Job." etc). Sondern sie kommen von außen. Und nicht nur in der Form von gutgemeinten Geschenken oder unvermeidlichen Erbstücken, sondern – vielleicht oder vielleicht auch nicht erstaunlicherweise - aus den eigenen Reihen der mit ihnen Zusammenlebenden. Stellen Sie hier klare Regeln auf, für sich selbst und die anderen. Und zwar BEVOR Sie beginnen!

Erstens dient eine Entrümpelungsaktion nicht ausschließlich Ihren eigenen Zwecken, sondern der ganzen Familie. Aber vergessen Sie nicht, dass Sie es durchaus auch für sich selbst tun. Sie werden sich Gemurre, Gejammere und verdrehten Augen gegenüber sehen. Im schlimmsten Falle müssen Sie sich sogar alleine an die Sache machen. Aber stellen Sie von vorneherein klar, dass Sie es nicht tolerieren werden, wenn bereits entrümpelte Bereiche des gemeinsamen Wohnraumes, der Küche, des Bades, des Hauseinganges, die Sie mühevoll entrümpelt haben, von anderen wieder zugemüllt werden.

Ihr Lebenspartner legt Wert auf seinen ordentlichen Schreibtisch? Kann er (oder sie) gerne haben. Das ist sogar sehr gut und normalerweise sehr unterstützenswert. Aber das ist in einer solchen Situation, in der Sie möglicherweise beim Entrümpeln des gemeinsamen Lebensraumes auf sich alleine gestellt sind, nicht Ihr Problem. Von diesem Schreibtisch dürfen Sie die Finger lassen. Außer wenn Sie etwas darauf platzieren wollen, das Ihr Lebenspartner meinte, irgendwo liegen lassen zu können, wo Sie bereits aufgeräumt hatten.
Die Prospekte des Elektroversands aus dem Briefkasten liegen auf der endlich, nach vielen Wochen wieder und endgültig sichtbar gemachten, weil entmüllten, Oberfläche des Tischchens im Eingangsbereich? Drapieren Sie, falls nicht schon vorhanden, einen "Eingangskasten" auf dem Schreibtisch des Lebenspartners. Dorthinein kommen dann fürs erste sämtliche Prospekte, Werkzeuge, Socken, Zettel, Schnipsel etc, die Sie dort finden, wo Sie eigentlich bereits tätig waren.
Fürs erste!! Verstehen Sie mich also bitte nicht falsch. Ich plädiere keinesfalls fürs "Hinterherräumen". Das sollen Sie auch nicht länger als zwei bis drei – je nach Schwere des Falles eher nur zwei – Tage tun. Und Sie sollten es auch nicht unkommentiert lassen. Deswegen sollen ja VORHER die Regeln aufgestellt werden, damit jeder weiß, was auf ihn oder sie zukommt. Nach Ablauf der "Eingangskasten-Frist" wandern nämlich sämtliche Sachen, die plötzlich aus dem Nichts irgendwo im Weg auftauchen, unbesehen und ohne weitere Vorwarnung in einer Ihrer Mülltüten. Und das kann dann schon mal weh tun. Aber nicht Ihnen! Oder Sie stellen im Eingangsbereich gleich einen schicken Papierkorb auf, der regelmäßig wie ein Tamagotchi gefüttert werden will und muß!

Dabei darf aber ein warnendes Wort nicht vergessen werden: SIE müssen mit gutem Beispiel vorangehen! Auch Ihre Post und Prospekte und Socken und Schnipsel dürfen nicht an dafür nicht vorgesehenen Orten auftauchen! Wenn SIE ihre Aktion nicht ernst nehmen, wird es auch niemand anders tun, dessen Unterstützung Sie ohnehin (noch) nicht hatten!

Und die Kinder? Im Idealfall könnten sie sogar möglicherweise freiwillig Ihrem guten Beispiel folgen. Wenn nicht, dann akzeptieren Sie zunächst einmal, dass die Kinderzimmer kleinen Augiasställen gleichen – sofern sich darunter keine Essensreste befinden, die früher oder später die Hygiene des gesamten Haushalts gefährden könnten, weil sie Ungeziefer anziehen. Also besser von Anfang an einen Riegel vor das Essen und Trinken in den Kinderzimmern schieben!

Wenn Sie sich dann doch an die Kinderzimmer heranwagen, dann gilt definitiv folgende Regel: Nicht alleine! Und zwar niemand! Sie sollten auf keinen Fall alleine in den Zimmern Ihrer Kinder wüten, selbst wenn Ihnen danach ist. Auch Ihre Sprösslinge haben das Recht auf Privatsphäre – und zwar unabhängig vom Alter – und auch auf ihre kleinen "Schätze"! Zudem sind Sie nicht deren Putzfrau. Das klingt abgedroschen und sich in Selbstmitleid suhlend. Aber es ist nun mal so. Vor allem wird es Ihnen nicht gedankt. Heute haben Sie bei Ihren Kindern aufgeräumt, spätestens übermorgen wird es dort wieder genauso aussehen wie an dem Tag, bevor Sie begonnen hatten. Niemand wird Ihre einsame Arbeit zu schätzen wissen.

Auch sollten Sie Ihre Kinder nicht "beauftragen", selbständig bei sich Ordnung zu schaffen. Erstens gehen die Definitionen von Ordnung sehr gerne und häufig auseinander, zweitens sind sie damit schnell überfordert und verlieren dann noch schneller die Lust, die ohnehin wahrscheinlich schon gar nicht vorhanden war.
Das Beste ist wirklich Ihr gutes Beispiel. Wenn Sie bereits erfolgreich in den gemeinschaftlichen Räumen entrümpelt haben, dann gefällt der neue Freiraum den "lieben Kleinen" vielleicht sogar so sehr, dass sie die Aktion nachahmenswert finden.

Auf keinen Fall sollten Sie selbst sich aber durch eine wie auch immer große Ablehnung Ihrer Idee, die Ihnen eventuell entgegenschlägt, davon abbringen lassen. Machen Sie es lieber alleine, ehe Sie es ganz sein lassen. Sie tun es für sich selbst und Ihre eigene Lebensqualität!

Wenn ich jetzt zurückblicke auf diese Anzahl an fleissig gefüllten Seiten, dann drängt sich mir unwillkürlich ein Gedanke auf: Was hat's gebracht? Hätte ich in der Zeit, die ich vor dem Bildschirm verbracht habe, nicht schon längst mindestens dreieinhalb Schubladen plusminus dauerhaft ausmisten können? Stattdessen habe ich hier gesessen, mir meinen Earl Grey, heiß, schmecken lassen und an der Herrschaft des Chaos keinen Deut gerührt. Oder?

Wie man es dreht und wendet, Ordnung beginnt nunmal im Kopf. Zum einen muss man bereit sein, die Ärmel hochzukrempeln und Zeit und Schweiß zu investieren. Man muss ebenso bereit sein, sich auch von Dingen zu trennen, die einen lange Zeit begleitet haben. Warum sich also nicht erst im Kopf, dann ruhig auf Papier oder Computerbildschirm einen Schlachtplan zurechtlegen. Und zwar in kürzeren Sätzen, als ich es hier getan habe. Kurze Sätze, ein präziser Plan, festgelegte aber einhaltbare Termine. Und unsere Freundin, die Mülltüte. Sonst sollte alles Andere raus aus dem Kopf. Das kann ja wieder rein, wenn unsere Umgebung entchaost ist. Dann können die Aufräumgedanken wieder weichen. Bis zum nächsten Mal.

Aber erst noch einen Earl Grey, heiß.

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Mutterglück 5 3/4 - Happy Birthday Sweet Fourteen


Ist es die Erinnerung an den Tag und die Nacht vor 14 Jahren, die mich nicht schlafen lässt? Oder sind es doch die Schnee-Schipp- und Streusalz-Schlepp-Nachwehen von gestern? Eine Mischung aus beidem, schätze ich.

Mit Wehmut und Freude erinnere ich mich an den Moment, als mein Erstgeborener mich zum ersten Mal aus seinen blauen Augen angeschaut hat. Es war wie ein Wiedererkennen beim allerersten Treffen. Wir kannten uns schon so lange und waren einander doch neu. Aber nicht fremd.

Ich hoffe, dass sich das auch in den nächsten vierzehn Jahren nicht zu sehr ändert. Bisher hatten wir da beide Glück.

Glaube ich.

Happy Birthday, Robin!

Freitag, 16. Dezember 2011

Doofer Joachim und mütterliche Entscheidungsnot

Damit ist der Orkan gemeint, der vollmundig für heute angekündigt wurde, und der wohl auch tatsächlich eine Spur der Verwüstung hinter sich gelassen hat. Aber andernorts.
Auch bei uns hieß es, er werde wüten, aber, wie das so ist.... Der Regen fällt ein bisschen horizontaler als sonst, die Zweiglein wackeln eine Spur mehr vor meinem Fenster.

Ob ich etwa enttäuscht klinge? Nein, prinzipiell nicht. Es ist doch schön, wenn NICHTS kaputt geht. Mein Problem liegt an anderer Stelle.

Es wurde "Gefahr für Leib und Leben" angekündigt und davor gewarnt, durch den Wald zu fahren. Und um von hier aus IRGENDWO hin zu gelangen, MÜSSEN wir durch den Wald. Und ich höre auch nicht auf jegliche Art der Panikmache. Ich habe zu EHEC-Zeiten immerhin nicht aufgehört, Dinge zu essen, die kein Gesicht haben.

Aber mir war bereits vorgestern, als von einem Sturm, geschweige denn einem Orkan, noch gar nicht die Rede war, der halbe Wald auf unserer Landstraße begegnet. Fast wie Birnam Wood Macbeth.

Und daher beschloss ich, nach langer Überlegung, und nachdem ich Rücksprache mit beiden Schulen gehalten hatte, meine Kinder heute nicht in die Schule zu schicken. Zugegeben, heute früh war es schon nicht mehr als ein laues Lüftchen, aber woher sollte ich wissen, ob nicht gerade zu Schulende fünf Stunden später der Onkel Joachim bei uns sein Tänzchen aufführt.

Hat er nicht. Immer noch nicht. Und mittlerweile wären beide Jungs ohnehin wieder daheim gewesen.

Man kommt sich schon ein wenig deppert vor, wenn man dann feststellt, dass andere Kinder aus dem Hügeldorf in der Schule waren und eben heile wieder nach Hause kommen. Man sucht im Spiegel nach der Aufschrift "Arsch" auf der eigenen Stirn, wenn der Erstgeborene einem sagt, er sei lieber in die Schule gegangen, weil, daheim ist es ja sooooo laaaaangweilig. Und der Bruder neeeeervt nur. Und die Freunde seien ja auch in der Schule. (Woher weiß er das denn?)

Das nagt. Was hättet Ihr denn gemacht?

Auf der anderen Seite hat mich mein Zweitgeborener heute bei jeder zweiten Gelegenheit umarmt und mir für mein Verständnis und meine Vorsicht gedankt. Na also.

Und eines ist ja wohl klar: Das Depp-Gefühl, das ich jetzt habe, weil ich meine Kinder aus Sicherheitsgründen daheimbehalten habe, ohne dass es im Nachhinein nötig war, wird nicht so lange anhalten, wie das Gefühl, wenn ich anders entschieden hätte, und die Sache wäre nicht so gut ausgegangen.

Dienstag, 13. Dezember 2011

Bisher mochte ich die Kanadier ....

... aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Nun, nichts gegen DIE Kanadier. Aber da ist dieser Typ, der sich nun mal anmaßt, für DIE Kanadier zu sprechen. Der heißt Peter Kent (Hat nichts zu tun mit dem "It's a real good feeling"-Sänger. Das wäre ja auch noch schöner.) und tut so als sei er - festhalten alle! - Umweltminister. Und der hat jetzt verkündet, dass Kanada nicht mehr mit macht. Weil's eh nicht funzt.

Worum geht's? Na, im Grunde um nichts Wichtiges. Nur so eine kleine Banalität, nämlich um den Schutz der Umwelt auf diesem unserem einzigen Planeten, auf dem eigentlich unsere Kinder und Enkel auch noch eine Weile herumhüpfen wollten. Ohne Sauerstoffgeräte und ohne die meiste Zeit ihrer Existenz mit der Suche nach trinkbarem Wasser und Essbarem zu verbringen.

Kanada steigt aus dem Kyoto-Protokoll aus. Ihr Argument? Wenn die USA und China nicht mitmachen, dann hat das ohnehin keinen Zweck.

Cool. Ich werde es bis zur Konfirmation meines Sohnes nächsten Mai eh nicht schaffen, in das Kleid hineinpassen, das ich zu diesem Anlass geplantermaßen tragen wollte. Also höre ich SOFORT auf, mich gesünder zu ernähren, weniger Bölkstoff in mich rein zu schütten und Sport zu treiben. Es hat ja eh keinen Sinn.

Das Ergebnis? Meine Fettleber wird wachsen und gedeihen, und werde ich nicht nur bei der Konfirmation meines Erstgeborenen im Trainingsanzug erscheinen müssen, sondern auch seine Hochzeit verpassen, weil es mich dann nicht mehr geben wird.

Genau wie eine einigermaßen für Lebewesen nutzbare Umwelt in ein paar Jahren.

Wird mein Sohn mir dankbar sein für diesen Entschluss? Ich vermute nicht.

Werden die Kinder dieses Planeten uns dankbar sein? Den USA? China? Kanada?

Wohl kaum.

Erst recht nicht, wenn man sich den wahren, selbstverständlich in Mr. Kents Erklärung nicht erwähnten Grund vor Augen führt. Es geht natürlich um? Na? Richtig! Geld!

Kanada war nicht in der Lage, die von ihm gemachten, blumigen Umweltschutzversprechen einzuhalten, und wäre jetzt demnächst zur Kasse gebeten worden. Wo kommen wir denn da hin? Wenn jeder, der Dreck in die Umwelt bläst, auch noch dafür bezahlen müsste.....

Ich muss sie jetzt einfach zitieren, die Weissagung der Cree. Und zwar gerne auf Englisch, damit sie auch die Kanadier verstehen:

Only after the last tree has been cut down
Only after the last river has been poisoned
Only after the last fish has been caught
Then will you find that money cannot be eaten.

Ich ergänze: Or breathed ... Or drunk ...

Ich maße mir an, auch im Namen meiner Kinder zu sprechen:
Thank you, USA. Xièxie China. Thanks a lot, Canada.

Danke ... für gar nichts.

Samstag, 10. Dezember 2011

Mutterglück 4 - Mein Knobelkönig

Mein Zweitgeborener (10 1/2) denkt sich gerne Rätsel aus. Er löst sie auch gerne, aber viel lieber denkt er sich welche aus und lässt uns knobeln.

Zum Beispiel: Dieses Rätsel hier hat er mir gestern in die Hand gedrückt, damit ich etwas zu tun hätte, während ich vor der Tür des Cellounterrichtsraumes auf ihn warte.

Das Wort

Blätterwald

wird nach einer ganz bestimmten Regel verändert und ergibt das folgende neue Wort:

Beeläteteeerweaelde

Wie lautet die Regel?

Wer es weiß, kann mir über FB eine Nachricht schicken oder an Wandering_Aengus@web.de. Bitte nicht per Kommentar, sonst kann niemand anders mehr raten.

Ich selber stand jedenfalls auf dem Schlauch, was meinen Sohn wiederum noch mehr gefreut hat.....

Dienstag, 6. Dezember 2011

Mutterglück III

Was gibt es Schöneres, als vom glockenhellen Lachen des schlafenden Jüngsten geweckt zu werden, der offensichtlich etwas rasend Komisches träumt?

Wenn Papa auf einer seiner Dienstreisen ist, die zum Glück etwas seltener geworden sind, haben wir drei Zurückgelassenen es uns zur Gewohnheit gemacht, ein wenig enger zusammenzurücken. Da kommt es auch schon mal vor, dass ich einen blonden, gutaussehenden jungen Mann bei mir im Bett vorfinde, der mit seinen zehn Jahren noch immer ein wenig Kuschelbedürfnis zu stillen hat. Das wird auch bald vorbei sein, also genießen wir es.

Besonders schön ist es dann, wenn er sich so wohl fühlt, dass sich das auch auf seine Träume auswirkt. Leider konnte er sich heute Morgen nicht mehr an seinen Traum erinnern. Aber Lachen ist ja so oder so gesund.

Fröhlichen Nikolausi an alle!

Samstag, 3. Dezember 2011

Mutterglück Zwo

Interesse an ein bisschen selbstgemachter Dramatik?

Dieses Musikvideo entstand während der Freizeit der Tiengener Konfirmanden in Todtmoos vom 11. bis 13. November 2011.

Was Mutter dabei so glücklich macht?

Natürlich die maßgebliche Beteiligung meines erstgeborenen Oscar-Aspiranten an Schnitt und Regie sowie sein schauspielerischer Beitrag.

Viel Spaß beim Anschauen und .... Taschentücher bereithalten!